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© by Claudia Schmidt


Treulose Tomate
Warum mußte eigentlich ausgerechnet die Tomate für die Treulosigkeit herhalten? Tut man der Tomaten damit nicht unrecht?

"Du treulose Tomate": Geschmeichelt fühlen dürfte sich in den meisten Fällen niemand, der so bezeichnet wird. Dahinter steckt nämlich meist der unausgesprochene Vorwurf der Unzuverlässigkeit.

Aber wieso denn ausgerechnet treulose Tomate? Hätte es nicht ebensogut heißen können: "Du treulose Möhre!" oder "Du treulose Kartoffel!" ?

Die Redensart hat ihren Ursprung in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Hintergrund war der erste Weltkrieg. Italien, eigentlich mit Deutschland verbündet, hielt sich zunächst ganz aus den kriegerischen Auseinandersetzungen heraus, bis es sich 1915 auf die gegnerische Seite schlug.

In Italien wurden - dem Klima sei Dank - seinerzeit schon viele Tomatenpfanzen gezogen und ihre Früchte gern verzehrt. In Deutschland waren die "Paradeiser", die Paradiesäpfel, dagegen noch ungewöhnlich und selten. Zudem machte noch mancher Fehlschlag die Kultivierung von Tomaten zu einer unsicheren Sache. Beides - der unzuverlässige Partner Italien und die unzuverlässigen Gartenfrüchte, kam zusammen, und so setzte man die treubrüchigen Italiener mit den im Anbau unzuverlässigen Tomaten gleich. Die Redensart von der treulosen Tomate war geboren. Genaue linguistische Belege für diese Wurzeln der Redensart gibt es aber wohl kaum.





Ein kurzer Exkurs in die Linguistik: Das dt. Wort "Fisimatentetn" soll ursprünglich von dt. Müttern gestammt haben, die an der Grenze zu Frankreich in Kriegszeiten ihre liebe Not hatten, ihre Töchter von den Zelten der frz. Soldaten fernzuhalten. Die jungen Franzosen lockten angeblich mit "Visitez ma tente!" (="Besuchen Sie mein Zelt" bzw. lose übersetzt: "Besuchen Sie mich!"). Woraufhin die dt. Mütter, die den Braten rochen ihren Töchtern einen Strich durch die Rechnung machten und sagten: "Nix mit 'Fisitee ma tente'". Tolle Erklärung für das Wort, oder? Linguisten haben inzwischen herausgefunden, dass diese Erklärung nicht als Ursprung für das Wort in Frage kommt ...
aus: Lutz Röhrig: „Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten“, Band 4. Verlag Herder 1973. cover


Eine Ode an die Tomate gibt es auch noch...

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